Produits de Fred Kinglee & die King-Kols ? - CDs, Vinyl LPs, DVD und mehr
Fred Kinglee
TRÜMMERKIND
“Es war einmal ein Land, in dem gab es keine Zündhölzer. Und keine Sicherheitsnadeln. Und keine Stecknadeln. Und keine Nähnadeln...Und kein Seifenpulver.“
So begann 1948 ein satirisches Märchen von Erich Kästner, das die Trümmerzeit in Deutschland beschrieb.
Bezahlt wurde in Naturalien. Leitwährung war die Ami-Zigarette. Manche hungerten lieber, als auf die geliebte Zigarette zu verzichten. Und viele rauchten Kippen. Der Kabarettist Heinz Hartwig entwickelte daraus ‘ne Stummelwissenschaft: “Ob kurz, ob lang, zerquetscht und ganz, ob trocken oder naß. Wenn ich ‘nen ganzen langen find, nenn ich ihn Bel Ami, dagegen die ganz kurzen sind meist Made in Germany.“ Overstolz sein war out. Man tanzte zum Kippen-Boogie der King-Kols: “Am Dom da ist ein Sammelplatz, da hält sich alles auf. Der Ami schmeißt ‘ne Kippe weg, und Hundert stürzen drauf. Ja, das ist der Kippen-Boogie. Ist egal ob Camel oder Lucky. Oh no, Schnucki - die Länge ist egal!“ Die ‘Eingeborenen von Trizonesien’ wollten die gerade gewonnene Freiheit in vollen Lungen-Zügen geniessen.
Die Sängerin Margot Hielscher hat das damalige Lebensgefühl einmal so beschrieben: “Eine Zeit, in der man wenig zu essen hat und nicht weiss, wo man schlafen kann, wird phantastisch nur durch Musik. Was sich tat, das tat sich auf diesen fünf Notensystemen.“ Fred Kinglee & die King-Kols lieferten diesen Soundtrack zum Überleben.
“Hurra, wir leben noch, jeder weiss wovon, aber man spricht nicht davon“; hieß die Devise in der Schwarzmarktzeit. Es herrschten unklare Verhältnisse, Organisieren war ein Kavaliersdelikt, wurde jedoch hart bestraft. Aber: Ehrlich zehrt am längsten. Manch einer schlüpfte in eine andere Haut, so auch der Obersendlinger Fred Preusser, für den nicht nur Trümmergeruch in der Luft lag, sondern auch etwas von jenem unwiderstehlichen Lebensgeist, den auch die amerikanischen Bomber nicht hatten brechen können. Den Namen seiner Combo hat sich der lockere Vogel von dem schwarzen Sänger und Jazzpianisten Nat ‘King’ Cole geklaut. Viele Deutsche hielten Fred Kinglee & die King-Kols dann auch anfangs für echte Amis. DPA glaubte damals für Aufklärung sorgen zu müssen: “Die den Hörern sämtlicher europäischer Sender bestens bekannten King-Kols sind keine Amerikaner, sondern drei waschechte Bayern aus Bad Tölz.“ Eine Falschmeldung: der Bassist Macky Ruff stammte aus Königsberg, der Gitarrist Ary See-Kolsen war ein gebürtiger Wuppertaler und Fred Kinglee selbst ein echtes Münchner Gwachs, geboren am 10. Oktober 1923 in der Oberländerstrasse.
Kinglee & Kolsen hatten bereits während des Krieges bei dem legendären Belgrader ‘Lili Marleen’-Sender zusammen musiziert. Beim Einmarsch der Amerikaner waren sie in Michel Rohrmüllers weltberühmten Berchtesgadener ‘Bratwurstglöckl’ untergetaucht. Kurz darauf wurden sie von den Amis mit ihren Siebensachen auf die Strasse gesetzt.
Kolsen verzog sich in ein Blockhäuschen in den Bergen und Kinglee spielte bald in amerikanischen Offiziersclubs. Seinen alten Kumpel sollte er nicht vergessen: Eines Tages wurde Kolsen von einem Jeep abgeholt, um zusammen mit Kinglee Musik zu machen. Weil er keine Gitarre mehr besass, liessen die Amis in der ganzen Gegend hunderte davon beschlagnahmen. Das richtige Instrument schaffte dann aber ein Sergeant aus Frankreich herbei.
Fehlte nur noch Macky Ruff, der bald zu den anderen Jungs stiess. Die King-Kols müssen sich wie im Schlaraffenland gefühlt haben, wie die Maden im Speck. Vor den Clubs parkten die Ami-Schlitten mit den G.I.s und ihren ‘Frauleins’ und Girls: “...Frauen, modisch und burschikos gekleidet, Frauen damenstolz und jungenhaft, Frauen in olivgrünen Uniformen, weibliche Leutnants und weibliche Majore, kess geschminkte Backfische, sehr viel Frauen, dann Zivilangestellte, Offiziere und Soldaten, Neger und Negerinnen, sie alle gehörten zur Besatzung, sie bevölkerten den Platz, sie riefen, lachten, winkten, sie lenkten die schönen, das Lied des Reichtums summenden Automobile geschickt zwischen die schon parkenden Fahrzeuge“, wie der Schriftsteller Wolfgang Koeppen begeistert anmerkte.
In den Ami-Clubs wurden die King-Kols aber nicht nur reichlich mit Zigaretten, Kaffee, Schokolade und anderen Tausch-Rausch-Naturalien eingedeckt, sondern sie konnten dort auch ihren ganz eigenen Stil entwickeln, der später sehr unzureichend mit Jazz-Parodien umschrieben wurde. Weil die Amis nur sehr wenig deutsch verstanden, sang der geborene Showman Kinglee in einem deutsch-amerikanischen Kauderwelsch. So entstand der King-Kol-Slang.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben sie ihren goldenen Club-Käfig 1947 in Richtung München, dem damaligen Mekka der Unterhaltungsmusik, verlassen. Dort, in der freien Musik-Welt, sorgten der fesche Kinglee und seine Boys noch im selben Jahr für eine Überraschung. Bei einem Großkapellen-Wettstreit im Kongresssaal des Deutschen Museums sprangen sie in letzter Minute für verhinderte Kollegen ein - und räumten beim Publikum ab. Daraufhin wurden sie vom damaligen Radio München entdeckt. Sie waren Stammgäste bei Sendungen wie Jimmy Jungermanns ‘Mitternacht in München’. Zusammen mit Franz Grothe oder Kurt Feltz, dem Leiter der Unterhaltungsabteilung des Kölner Senders vom Nordwestdeutschen Rundfunk, tingelten sie durchs Land. Bei den damals so beliebten Radio-Großveranstaltungen waren die King-Kols die Stars der Stunde. Ihr Kippen-Boogie begeisterte das Publikum in der altehrwürdigen Hamburger Musikhalle so sehr, dass sich die Ränge um zwei Zentimeter senkten und die Baupolizei gegen weitere Vorstellungen ihr Veto einlegte. Die Luft schien mit Starkstrom geladen zu sein.
Für die Polydor und Austroton nahmen die King-Kols ab 1949 einige ihrer Gassenhauer auf: Cement Mixer, Das Warenhaus, Der Russische Salat, Der Radiobastler, Schieb ab oder Sie, wenn Sie mal ‘nen Hund brauchen....
Fred Kinglee & Gus P. Kinglee Lachen Sie mit ! Die King-Kols
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