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Harmonia

1968 hatte Hans-Joachim Roedelius mit dem Kon- zeptkünstler Conrad Schnitzler in West-Berlin den Club "Zodiac Free Arts Lab" aufgebaut, der in der Subkultur der 60er einen hohen Stellenwert hatte. Dort traf Roedelius auch Dieter Moebius. Schnitzler gründete im Herbst 1969 dann mit seinen Freunden Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius die Gruppe Kluster. Nach drei Kluster-Alben verließ Schnitzler die Band, und 1973 schließlich begannen Roedelius und Moebius mit dem Neu!-Gitarristen Michael Rother eine Zusammenarbeit unter dem Gruppennamen Harmonia. Das Trio Harmonia gab im Juli auf dem Internatio- nalen Musikforum im österreichischen Viktring sein Debüt und nahm in der zweiten Jahreshälfte im eige- nen Studio mit 'Musik von Harmonia' ihr erstes Album auf. Eine LP mit "hypnotischem Rhythmus, meditativen Klangströmen, dazwischen Passagen voll innerer Spannung. Musik zum Zuhören, bei der man in die Vorstellungs- welt der Musiker eindringen konnte" (SOUNDS).

Die Gruppe "spielte ihre impressionistischen Skizzen mit minima- listischem Gestus. Kein Text trübte den Sound, alles war repetitiv, friedlich atmosphärisch und irgendwie LoFi" (BERLINER MORGENPOST). "Velvet Underground, Mozart, Coltrane, Brel, Arabisch, Hindu ... die Liste der Einflüsse ging weiter und weiter" (MOEBIUS). Das Debütalbum (1974) wurde von einer großen Werbekampagne des La- bels BRAIN begleitet. Beim dazugehörigen Konzert in der Hamburger Fabrik wurde das Trio von Brian Eno (ex-Roxy Music) unterstützt, der zufällig zugegen war. Eno outete sich als großer Fan sowohl von Cluster, als auch von Harmonia ("die wichtigste Rockmusik, die heutzutage gemacht wird") und traf sich Mitte der 70er mit den Musikern zu verabredeten Jam-Sessions, deren Ergebnis 1997 als 'Tracks And Traces' veröffentlicht wurde. Harmonia veröffentlichte Mitte 1975 mit 'Deluxe' das zweite Album, das erneut von Conny Plank produziert worden war. Das Trio "kombinierte darauf sanfte Melodiebögen aus ländli- cher Inspiration mit treibenden Rock- Rhythmen" (ROCK IN DEUTSCHLAND) und machte daraus ein "ein re- petitiv rockendes Meisterwerk voll studiotechnisch veredelter Saitenmalerien und wild pum- penden E-Orgeln. Dazu riefen Rother, Moebius und Roede- lius manchmal Kraftwerk- hafte Slogans, deren Monotonie genauso hypnotisch wirkte wie die Melodiemosaiken" (TAGESSPIEGEL).

Als Gast wirkte Mani Neumeier (Guru Guru) mit. Harmonia hatten sich mit 'Deluxe' vom "Diktat der starren Rhythmik befreit, ihre Musik wurde noch fließender. Die Kombination von akusti- schen, elektronischen und elektroakusti- schen Instrumenten, die einfallsreiche, teilweise grenzüberschreitende Ausnut- zung der Studiotechnik und die unverkrampfte Disziplin während der Aufnahmen führten zu einer bis dato uner- hörten Musik, die mit nichts verglichen werden konnte und zu der es keine Parallelen gab. Kein 'kosmisches' Ge- waber war zu hören, sondern stringente funkelnde Elek- tronik, keine Hau-Ruck-Rhythmen, sondern locker gespieltes Schlagzeug und fließende Patterns, Roedelius traumwandlerische Keyboard-Permanenzen, Moebius Umgang mit dem Synthesizer und der 'Nagoya-Harfe' und der unverwechselbare Gitarrensound von Rother konnten kaum besser und ergiebiger als auf diesem Album zusammengeführt werden" (TIETCHENS). "'Deluxe' war ein wunderbares Werk elektronischer Musik, nicht so avantgardistisch wie die frühen Cluster, nicht so wegwei- send wie Neu!, aber auf herrliche Weise un-ernst, un-prätentiös, un-bombastisch, ganz anders als die schweren, 'teutonischen' Werke eines Klaus Schulze" (BABYBLAUE SEITEN). Erst in den 2000ern wurden auf dem Herbert-Gröne- meyer-Label GRÖNLAND alte Harmonia-Aufnahmen veröffentlicht – 'Live 1974' (2007, aufgenommen im Penny Station Club im niedersächsischen Griessem) und 'Documents – 1975' (2015, u.a. mit Live-Aufnah- men aus dem Onkel Pö und der Fabrik in Hamburg).

Live bot das Trio "zwar durchaus ähnliche elektronische Klänge wie auf ihren beiden Studioalben, doch war das Ganze deutlich rau- her und kantiger ausgefallen. Dazu be- arbeitete Rother meist seine E-Gitarre, schneidend, sägend und verhalten jau- lend, klimperte Roedelius hypnotische Fi- guren auf E-Piano und Orgel und erklangen allerlei krautige Sounds von Moebius Synthesizer. Sehr minimali- stisch wirkte diese Musik, erinnerte an Kompositionen von Terry Riley oder Soft Machine und erhielt durch die ma- schinellen Rhythmen einen sehr eigenen Charakter" (BABYBLAUE SEITEN). Im Sommer1976 entschied sich Mi- chael Rother Harmonia zu verlassen, um sich erfolgreich seiner Solokar- riere zu widmen. Bereits im Herbst kam das Trio allerdings wieder als Harmonia 76 zusammen und arbeitete gemeinsam mit Brian Eno, der eine 74er Einladung zu gemeinsamen Studiosessions erst zwei Jahre später annehmen konnte. Er besuchte sie in Forst, lebte mit ihnen und nahm Musik auf. Das Material, das das dritte Album des Quartetts werden sollte, kam erst 1997 als 'Tracks And Traces' heraus.

"Du kannst wirklich kein schlechtes Wort über die Musik sagen, sie ist wun- derbar" (ROTHER), weil "gute Musik das ist, was aus der unverfälschten Seele des Künstlers geboren wurde, nicht aus Strategien und intellektuellen Spie- len, unabhängig von ihrer Natur. Und wie man auf 'Tracks And Traces' ent- Brian Eno (LINKS) mit Harmonia in deren Haus in Forst. nehmen kann, verliert Qualität unter solchen Bedingungen nicht an Glanz – auch nicht im Laufe der Jahrzehnte" (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS). 2010 erschien mit 'Tracks And Traces Remixed' dann ein Remix- Album, bei dem unterschiedliche Remixer sechs von den acht vorhan- denen Titeln bearbeitet hatten. 2008 fand im Rahmen des 'Worldtronica-Festivals' in Berlin eine Har- monia-Reunion statt – zwei Stunden lang improvisierten Roedelius, Moebius und Rother auf der Bühne im Haus der Kulturen der Welt und zitierten dabei immer wieder Fragmente ihrer Alben...

 

Burghard Rausch im Juni 2020

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