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Große Freiheit

Martin Georg Grunwaldt (voc, syn)
Michael Wentzel (syn)
Hans-Jürgen Piel (b, syn)
Johann 'Hansi' Bley (dr)

Die Musik der Großen Freiheit ließ "nach mehr verlangen, stand für musikalische Unverfrorenheit (sprich: Freizügigkeit) und erzeugte beim Publikum gute Laune" ('Sounds'). Einer der beiden Gründer war Sänger Grunwaldt, und der wollte auf "tradierte klangliche Werte hinweisen und lachende Gesichter im Publikum sehen" (Grunwaldt), während Wentzel ihn für "elektronische Freizügigkeit begeistern konnte" (Grunwaldt). |23 Gegründet 1980 in Hamburg erspielte sich die Gruppe als Synthie-Duo in der "beinharten Atmosphäre des Versuchsfeldes und im Vorprogramm von The Wirtschaftswunder mit außergewöhnlichem Auftreten" ('Sounds') schnell eine gewisse Auf- merksamkeit. Grunwaldt hatte seine musikalischen Grundlagen an "Pfadfinderlagerfeuern, im Schulchor und bei weihnacht- lichen Gesängen" (Grundwaldt) in seiner Familie gesammelt. Seine späteren prägenden Einflüsse lagen, laut eigener Auskunft, bei den Comedian Harmonists und beim deutschen Bariton Hermann Prey, bei denen er den letzten Schliff erhalten haben will. Wentzel konnte ihn für elektronische Musik begeistern, und nach den ersten Auftritten ging dann alles sehr schnell.

Das Duo suchte sich 1981 mit dem Bassisten Piel und dem Schlagzeuger Bley zwei weitere Mitstreiter. Beide hatten live und für Studioaufnahmen in Gruppen wie Saal 2, Saal 3, Rex Dildo, Nachdenkliche Wehrpflichtige, Kreutzer und Die Zimmer- männer gespielt und viele Erfahrungen sammeln können. Mit Piel und Bley als Rhythmusgruppe änderte sich der Stil der Großen Freiheit entscheidend. "Ich glaube, die Leute wollten allemal eine schöne, ehrliche Melodie, als bemüht modernistische Verstiegenheiten" (Piel). So gerieten die Rhythmus-Maschinen zugunsten der "echt gespielten" Instrumente zunehmend in den Hintergrund. "Stramm und federnd kamen die energisch-melodiösen Stücke daher, fuhren in die Glieder, und man war erstaunt über das, was sich auf der Bühne abspielte" ('Sounds'). Dazu sang Grunwaldt in "altdeutschem Organ und führte sich auf eine Art und Weise vor, die ans Unwirkliche grenzte" ('ZITTY'). Die "schönen, fast schlagerhaften Melodien wurden von ihm mit viel Emphase und Herz vorgetragen und die kraftvollen Klänge der Combo transportierten sie dahin, wo sie hingehörten – ins Herz des Hörers" ('Sounds').

Einer der Hörer war Alfred Hilsberg, der die Gruppe bei seinem ZICKZACK-Label unter Vertrag nahm. Auf der "noch eher dünnblütigen, aber dennoch putzvergnügten EP 'Moschusfunktion' befanden sich, neben den Eigenkompositionen 'Piroschka' und 'Das Lied vom Mädel' das Stück 'Espressomaschine' mit einem Text des deutschen Liedermachers Franz Joseph De- genhardt (+ 2011) und eine Coverversion des Comedian Harmonists-Titels 'Wenn ich vergnügt bin muß ich singen' in einem sehr speziellen Arrangement. Diese EP aus dem Frühjahr 1982 hatte die Gruppe noch in Zweierformation aufge- nommen und als Gastmusiker waren Marlie Ehrenberg (tr) und Michael Weiland (sit) vertreten. Im gleichen Jahr, im De- zember, folgte eine 12"-Single in der kompletten Quartettbesetzung. Darauf enthalten war der Song 'Ein Mann zuviel', und 'Piroschka' in einer völlig anderen – und vor allem tanzbareren – Version. Die Single klang sehr viel kompakter und professioneller als das Debüt.

Das lag wahrscheinlich an Mel Jefferson, der als Toningenieur schon erfolgreich für Die Zim- mermänner, Palais Schaumburg, die Doraus Und Die Marinas u.a. gearbeitet hatte. Als Mixer fungierte Chris Lunch (ex- Palais Schaumburg, ex-Flying Klassenfeind), der dem Sound der Single ein einfallsreiches i-Tüpfelchen aufsetzte" ('Sounds'). "Die Arbeit hatte bewiesen, daß wir ein hervorragendes Team sind, und somit hatte sie sich gelohnt" (Grunwaldt). Die Single schaffte es, ebenso wie Songs aus der Debüt-EP, bis in das Programm des englischen Kult-Radio-DJs John Peel. Die Große Freiheit, die sich oft von den "häufig dümmlichen NDW-Texten" ('ZITTY') distanzierte und dadaistische Zeilen schrieb, begab sich 1983 auf Tournee durch die großen deutschen Städte und wollte danach an einem Album arbeiten. Dazu kam es allerdings nicht mehr. 1987 veröffentlichte das Duo Grunwaldt & Bley beim Industrieriesen EMI die Single Shout It Loud (mit der B-Seite Sing es laut), die von Grunwaldt und dem Trio-Entdecker Klaus Voorman (ex-Manfred Mann, ex-Plastic Ono Band) produziert worden war.

Anfang 1988 trat das Duo dann damit in der ARD-Musiksendung 'Formel Eins' auf und wurde als die Nachfolger von den Ärzten angepriesen. Grunwaldt veröffentlichte als Solist die EP 'Springtime' (1989) und die Sieben-Song-10"-Mini-LP 'Rückblende' (2001). Letztere wurde vom deutschen Elektronik-Komponisten und Klangkünstler Asmus Tietchens produziert, der auch im Genre der Industrial- und Noise-Musik arbeitete. Wentzel arbeitete später als "Executive Producer", und Piel tauchte 2005 als Mitglied in der neuen Version von Saal2 wieder auf. Bley war auf dem Gebiet der "Delta Psychedelic Trance Psycho Goa"-Musik (Homepage) erfolgreich und veröffentlichte mit 'Blow Your Mind' (1998, als Johann), 'Signs And Signals' (2000), 'Singularity' (2005) und 'Transraptor' (2011) Solo-Alben.

Burghard Rausch 

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Aus grauer Städte Mauern - Die Neue Deutsche Welle (NDW)

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