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Käthe Erlholz

“Am Klavier: Rudolf Nelson. Die wippenden, gleitenden, koketten Refrains dieser Lieder perlen über die Tasten und man begreift die Bedeutung und die Wichtigkeit eines Chanson-Refrains,” so schwärmte der junge Tucholsky schon zu Kaisers Zeiten. Rudolf Nelson (1878–1960), der schon im zarten Alter von fünf Jahren als “musikalisches Wunderkind” mit Werken von Liszt und Chopin zu hören war, hatte sich in Wolzogens “Überbrettl” infiziert und seine Liebe fürs Kabarett entdeckt.

Der 23jährige gab spontan seine ernsten Musikstudien auf und tingelte sich durch die Berliner Kabarett-Szene, bis er 1904 mit seinem Partner, dem Schauspieler Paul Schneider-Duncker (1883–1956) sein eigenes Kabarett aufmacht – den “Roland von Berlin” in der Potsdamer Straße. Der “Roland” ist nicht für Sozial-Rebellen und Anarchisten, eher fürs Gegenteil gedacht: Gepfefferte Eintrittspreise sorgen dafür, daß nur die oberen Zehntausend Einlaß finden. Bereits bei der Premiere gibt es Geld- und Geburtsadel zu besehen, sogar ein paar echte Prinzen sind darunter. Das Programm gibt sich leicht und locker. Das bleibt auch so, als sich Nelson 1907von Schneider-Duncker löst und wenig später in der “Passage” Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße, sein eigenes Kabarett aufmacht, das er “Chat noir” nennt. Aber mit dem Montmartre-Original hat die Nelson-Gründung wenig zu tun, sein “Chat noir” ist ein zahmes Katzentier ohne scharfe Krallen.

Unumstrittener Star des Nelson-Ensembles ist Katharina Reinholz (1876–1958), die sich Käthe Erlholz nennt. Sie ist die grande dame unter den Kabarettistinnen der frühen Brettlzunft, eine Berliner Schnauze mit eleganter Note, der der junge Kurt Tucholsky anerkennend eine gewisse “Feunheit” attestiert. Nelson hatte sie für den “Roland” entdeckt und schreibt ihr kokett-lustige Chansonschlager wie “Jacques Manasse” auf den Leib, bald sind sie zudem Mann und Frau. Im “Modernen Wiegenlied” besingt sie die Vorzüge, ein Baby noch zu sein: ohne Steuerschulden, Zeitungslektüre, Luftschiff und Telefon.

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