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Ringsgwandl


"Scho a bisserl skurril, der Herr Doktor" ('Folker!' 3/2001)

Georg Ringsgwandl, Jahrgang 1948, bezeichnet sich selbst als "soziologischen Komposthaufen" mit "einem Gehirn als Sondermülldeponie für alle möglichen Ideen". Seine musikalische Karriere begann im zarten Alter von acht Jahren mit einer Zither. Als 14jähriger mischte er als Vokalist und Posaunist in der neu gegründeten New-Orleans-Band eines Lehrers mit. Wegen einer Lungentuberkulose mußte Ringsgwandl mit 18 die Posaune zur Seite legen. Er griff stattdessen zur Gitarre und begann gegen Ende der 60er Jahre, inspiriert von Bob Dylan, den Beatles, Kinks und Rolling Stones, eigene Songs zu schreiben. Ohne viel Erfolg, wie er dem 'Folker!' gegenüber einräumte, denn "des hot koan Typn damois intressiert". In der Folge wandte er seiner Heimat Bad Reichenhall den Rücken zu und studierte Medizin. Mitte der 70er Jahre nutzte Ringsgwandl in Berlin die Zeit neben seiner Beschäftigung als Assistenzarzt, um mit seiner Band bei Electrola die erste Single aufzunehmen. 300 verkauften Platten standen 200 Rezensionsexemplare und 500 weitere Werbeexemplare gegenüber, was zu einem Schuldenberg von 30.000 Mark führte. Kein Wunder, daß Ringsgwandl seine berufliche Zukunft eher in der Medizin sah. Die entsprechende Stelle fand er als Facharzt an der Münchner Universitätsklinik in Großhadern. Bis er Ende 1984 Oberarzt im Garmischer Krankenhaus wurde, schrieb Ringsgwandl zwei bis drei neue Lieder im Jahr und trat regelmäßig auf Münchner Kleinkunstbühnen auf. 1986, nach der Produktion seines selbst finanzierten ersten Albums 'Das Letzte', wendete sich das Blatt. Das Publikum strömte in Scharen zu seinen Konzerten, von denen er nun 70 bis 80 im Jahr gab. Die Nachfrage und der Erfolg von zwei weiteren Alben – 'Trulla! Trulla!' und 'Vogelwild' – führten dazu, daß Ringsgwandl 1993 den Arztberuf aufgab und Profimusiker wurde – sieben Jahre nach der Veröffentlichung seiner ersten LP, auf der sich auch der hier ausgewählte Titel Papst gsehng findet, für den er 1987 den 'Jahrespreis der SWF-Liederbestenliste' erhielt.

Geschrieben hatte er das Lied bereits 1980. "Damals hatte ich noch kein Selbstverständnis als Liedermacher. Da hab’ ich jeden Tag 13, 14 Stunden gearbeitet und wußte nicht einmal, ob sich jemals irgendjemand für meine Songs interessieren würde. Fest stand damals nur, daß ich bis auf ein paar verzweifelte Kleinkunstauftritte von 15, 20 Minuten keine Chance hatte, an einer der etablierten Kabarettbühnen auftreten zu dürfen, und das obwohl mich Gerhard Polt und die Biermösl Blosn explizit unterstützten." Dann kam Papst Johannes Paul II. nach Altötting. "Ein Riesen-Open-Air, und ich hatte die Ordensschwestern des Reichenhaller Krankenhauses im Kopf, die aus Mallersdorf in Niederbayern kamen, darüber die Sehnsucht einer kleinen Seele in der Masse der Medienkonsumenten nach Beachtung. Das alles wurde einige Wochen in meinem Hirn gekeltert und eines Abends, als ich durch Schwabing fuhr, dieses aufgedrehte Viertel, sprang der Song aus meinem Gehirn."

Über den Auftritt des Preisträgers beim 'SWF-Liederfest' 1987 in Tübingen berichtete die 'Schwäbische Zeitung': "Den Hauptpreisträger des Abends … den hatte das meist sehr festlich gewandete Publikum sich sichtlich anders vorgestellt. Doch der Dr. med. Georg Ringsgwandl hat immer schon alle Erwartungen gegen den Strich gebürstet. Der Herzspezialist an einem oberbayerischen Krankenhaus kommt aus dem Münchner Dunstkreis der Biermösl Blosn, des Gerhard Polt und Willy Michl – und ist doch ein ganz seltenes Unikum, eine Mischung aus Jango Edwards und Karl Valentin. Als der grell geschminkte Ringsgwandl sich seines Anzugs entledigte, in Strumpfhosen, Müllsack, Schweißerbrille und Bademütze dastand und anhub, von den 'Mopedrockern von Neuperlach' zu singen, von der 'Radlmare', von heilig-unheiligen Erlebnissen ('Papst gsehng' – für dieses Lied erhielt er den Südwestfunkpreis), machte sich leichte Verstörung im Auditorium breit. Doch der schrille, schräge Vogel Ringsgwandl ließ sich davon ebensowenig beirren wie von der skurrilen Laudatio eines Journalisten, der sich gleich selbst zitierte. Ringsgwandl malträtierte Saiten und Hörgewohnheiten seines Publikums, zeigte sich sowohl stimmlich wie auch an der Gitarre als kongenialer Jimi-Hendrix-Epigone ('Der Wind schreit Scheiße') und erntete am Schluß so begeisterten Applaus, daß ihm die Zugaben ausgingen. 'Mir san ganz verlegen, mir san des net gwohnt', nuschelte er daraufhin ins Publikum. Dieser geschminkte Talentbolzen mit dem Storchengang wird sich daran gewöhnen müssen: Ein größerer Erfolg scheint nicht mehr vermeidbar."

Fast 20 Jahre später kam der 'Münchner Merkur' im Oktober 2006 in einer Konzertbesprechung unter der Überschrift "Einfach gut" zu diesem Fazit: "Es kommt schon verdammt selten vor, daß Rockmusiker nach einer 20jährigen Karriere noch etwas von Belang absondern. Warum also ist Georg Ringsgwandl an diesem Abend im Münchner Circus Krone immer noch so gut? Schlicht und einfach: Er pfeift auf Einordnungen. Was ist er? Ein Rockmusiker gar nicht, dafür sind seine Texte zu hintersinnig, seine sprachlichen Manierismen zu komisch und seine ekstatisch ausufernden 'choreographischen Bemühungen' zu himmelschreiend überkandidelt. Als versuche sich ein Waldorfschüler an einer James-Brown-Bühnenshow. Für einen Kabarettisten wiederum macht er mit seiner dreiköpfigen Begleitband schlicht zu mitreißende, glücklich machend groovende Musik."

Neben dem 'Liederpreis' erhielt Ringsgwandl u. a. den 'Salzburger Stier' 1987, den 'Deutschen Kleinkunstpreis' 1988 und den 'Bayerischen Kabarettpreis' 2006 in der Rubrik Musik.
Seit 1994 schrieb er zudem einige Musiktheaterstücke, die am Schauspielhaus Köln, den Münchner Kammerspielen und am Bayerischen Staatsschauspiel uraufgeführt wurden.

www.ringsgwandl.de

 

Auszug aus
Various - Liedermacher in Deutschland
Vol.4, Für wen wir singen (3-CD)
/various-liedermacher-in-deutschland-vol.4-fuer-wen-wir-singen-3-cd.html

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